„Sport“, oder besser gesagt „Bewegung“ war das erste, das mein Leben geprägt hat. Ich war eine unruhige Seele, heute würde man wohl „hyperaktives Kind“ dazu sagen. Man kann sich leicht vorstellen, wie eingesperrt ich mir vorkam, als ich nach der Volksschule in Graz ins Heim gesteckt wurde. Aber wir wussten uns zu helfen, heimeigene Fussballmeisterschaften wurden um 5 Uhr morgens ausgetragen und ein Eislaufplatz wurde von uns selbst in nächtelangen Spritzaktionen geschaffen. Mein von mir hochverehrter Turnlehrer Prof. Egon KARF brachte mich sodann mit der Leichtathletik zusammen. Beim Polizeisportverein Graz unter Trainer Wolfgang ZHELIESNIK fand ich meine sportliche Heimat und landete in kürzester Zeit beim leichtathletischen Zehnkampf, einfach, weil mich jede Disziplin faszinierte und ich vom Geräteturnen her eine gute Basis mitbrachte.

1960 durfte ich mit 50 anderen Nachwuchssportlern aus ganz Österreich die Olympischen Spiele in Rom live erleben und wusste – 1964 in Tokio bin ich selbst am Start.

Bei einem Aufbaumeeting in Graz 1961 brach ich mir beim Dreisprung (meiner Lieblingsdisziplin) das linke Fersenbein und von einem Tag auf den anderen sagte ich der Leichtathletik ade. Ich spielte noch Eishockey, begann mit dem Klettern, organisierte meine ersten Expeditionen, wurde später Eishockeyschiedsrichter und hatte in zunehmendem Maße immer wieder Probleme mit grippalen Infektionen und Halsentzündungen.

Quasi zur Abhärtung begann ich mit Laufen, allerdings ohne jede Ambition auf irgendwelche Wettkämpfe. Dann erfuhr ich vom sog. Wolfgangseelauf, der mich irgendwie in seinen Bann zog und am 18. Oktober 1981 stand ich selbst dort am Start. Von Vorbereitung oder Training keine Spur, schaffte ich die 27km in 2:41:36 Stunden als 632. von 770 Startern. Zwei Jahre später stand ich wieder am Start (genauso untrainiert) und erreichte das Ziel in 2:36:10 Stunden. Das war der 597. Rang unter 880 Teilnehmern. Wieder zwei Jahre später (1985) lief ich den Wolfgangseelauf zum dritten Mal (20. Oktober). Diesmal in 2:22:53 Stunden und dachte unmittelbar nach dem Ziel „15 Kilometer mehr und du bist im Ziel eines Marathons“.

In meiner Euphorie meldete ich mich am nächsten Tag zum Graz-Marathon (26. Oktober) an, der damals gleichzeitig auch die Österreichische Marathonstaatsmeisterschaft war. Es war die Hölle! Nach 30 Kilometern war ich total platt, getraute mich jedoch nicht zu gehen, da ich glaubte, ich würde dadurch disqualifiziert werden (ich muss heute noch lachen über meine Naivität von damals). Unter diesen Umständen war meine Endzeit von 3:51:40 eigentlich sensationell.

Und dann überschlugen sich die Ereignisse. Ich war so kaputt, dass meine Frau und ich gemeinsam eine halbe Stunde benötigten, bis ich wenigstens meinen Trainingsanzug angezogen hatte, immer wieder von Krämpfen am gesamten Körper geplagt. Auf der anderen Seite war ich sooo stolz! ICH hatte einen Marathon geschafft, mir brauchte niemand mehr was von Marathon oder so zu sagen, nur – NIE MEHR WIEDER !!!
Zwei Tage später rief mich ein guter Freund aus München an (ich musste Stiegen noch immer verkehrt nach unten gehen). „Du Helmut, wir haben da einen neuen Marathon in München, ich werd’ ihn laufen, machst mit??“ „Na klar, was glaubst Du….“
Der Rest ist (bekannte)Geschichte.